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Forschungsschwerpunkte am Lehrstuhl für Altes Testament
  • Volkswagenstiftung - Opus Magnum: Die Kreolisierung YHWHs. Eine regionalsensible Neukonzeption der Religionsgeschichte Israels und Judas in der Eisenzeit
  • SFB 1475 - „Metaphern der Religion: Religiöse Sinnbildung in sprachlichen Prozessen“ - Teilprojekt 03 Prof. Frevel "Metaphern des Selbst Zum Zusammenhang von Selbstkonstitution und Religion in der Hebräischen Bibel
  • DFG Projekt „Zwischen Tradition und Innovation – Das Buch Numeri in literarischer und theologischer Auslegung“
  • Die Klagelieder Biblische Anthropologie in alttestamentlicher Perspektive
  • Pentateuchexegese (Das Buch Numeri)
  • Religionsgeschichte Syriens/Palästinas in der Spätbronze- und Eisenzeit

Die Kreolisierung YHWHs. Eine regionalsensible Neukonzeption der Religionsgeschichte Israels und Judas in der Eisenzeit

Die Monografie entfaltet eine neue, historisch an den außerbiblischen
Quellen ausgerichtete Geschichte des YHWH-Glaubens im Kontext der
vorhellenistischen Religionsgeschichte der südlichen Levante. Sie
dreht dabei die übliche Vorgehensweise um: Sie geht nicht von den
belastbaren biblischen Angaben zur Vorgeschichte des YHWH-Glaubens
aus, sondern legt die Erträge der historischen Forschung zur
Entstehung und Entwicklung der beiden Staaten Juda und Israel
erstmalig in vollem Umfang zugrunde. Danach ist der Gott YHWH vor dem
9. Jh. v. Chr. keine nennenswerte Größe gewesen. Seine Erfolgsgeschichte
beginnt mit den Omriden, die die vormalig lokale Größe als Schutzgott
der Dynastie erheben und dann zum Nationalgott machen. Erst Mitte des
9. Jhs. v. Chr. wird YHWH durch die Vermittlung der Omriden zunächst
Stadtgott Jerusalems und erst anschließend der Gott des judäischen
Berglandes. Mit der These geht eine konsequente Regionalisierung der
YHWH-Verehrung einher. Diese ist eingebettet in eine Konzeption der
südlevantinischen Religionen, die durch ein hohes Maß an Diversität,
Regionalität und Austausch geprägt sind. Anstelle einer uniformen, im
genealogischen Verbund von allen "Israeliten" getragenen YHWH-Religion
ergibt die regionalsensible polythetische Darstellung ein Mosaik von
untereinander verbundenen, aber religiös nicht homogenen Clustern. Die
regionalen Überlagerungen führen zu einer neuen Synthese der Religion
Judas und Israels in der Königszeit.

SFB - Teilprojekt "Metaphern des Selbst Zum Zusammenhang von Selbstkonstitution und Religion in der Hebräischen Bibel" im

SFB 1475 „Metaphern der Religion: Religiöse Sinnbildung in sprachlichen Prozessen“

Das Forschungsprojekt untersucht die Entwicklung von körperbezogenen source domains (Herz, Kopf, Inneres etc.), die zum Ausdruck eines biographischen rückgebundenen Selbstverständnisses (Ich, Selbst, Person etc.) in alttestamentlichen Texten gebildet werden. Dabei steht die Herausbildung der "religiösen Dimension" des Selbst in konzeptuellen Metaphern im Fokus. Dafür kategorisiert es das "mapping" von Körperbegriffen in Diskursen, die mit der Herausbildung des "inner self" in Verbindung gebracht werden können. Dazu gehören Herz, Kehle, Leber, Nieren, innere Organe, Haut etc. Besonders relevant scheinen konzeptuelle raumbezogene Orientierungsmetaphern (innen-außen, oben-unten). Die Arbeitshypothese ist, dass gerade in diesen sprachlichen Prozessen, in denen Körperbegriffe zu "source domains" abstahiert und in konzeptuellen Metaphern (z.B. Person, Seele, Selbst, Denken) gegeben ist, mit denen Zusammenhänge hergestellt und "Totalhorizonte" erschlossen werden. Generische Metaphern sind wiederum für die Offenheit religiöser Sinnbildungsprozesse von zentraler Bedeutung und damit ein zentrales Moment religiöser Sprache. Damit ergibt sich ein Paradigma zum Zusammenhang von Anthropologie und religiöser Sprache. Auf der Grundland der Analyseergebnisse alttestamentlicher Texte soll die Arbeitshypothese an anderen anthropologisch relevanten Textkorpora der erweiterten Achsenzeit überprüft werden.

DFG Projekt „Zwischen Tradition und Innovation – Das Buch Numeri in literarischer und theologischer Auslegung“

Das Projekt erforscht die Schlüsselstellung des vierten Buches (Numeri) für den Aufbau und die Literargeschichte im Pentateuch (Genesis-Deuteronomium) bzw. Hexateuch (Genesis-Josua). Dabei werden die Besonderheiten des Buches (Sozialordnung im Zwölfstämmesystem, Rituale, hierarchische Kultordnung, Segen Israels als Volk, Landkonzeptionen im Ostjordanland, Erbrecht von Töchtern, Umgang mit Fremden u.a.m.) in einen Diskurs im vierten Jahrhundert eingeordnet. Das Buch wird auf der einen Seite als Auslegung vorgegebener Texte und Gesetzesmaterialien verstanden (innerbiblische Auslegung), zum anderen aber als Ringen um eine vielgestaltige kollektive Größe, die sich 'Israel' nennt. Die Hypothese zur Funktion des Buches als identitätsbildender Umgang mit der Tradition wird durch zwei Momente besonders gestützt: die Konstitution findet (fiktiv) außerhalb des Landes statt und ermöglicht so den im nachexilischen Kontext rivalisierenden Gruppen einen gemeinsamen Bezugspunkt im 'Zwölf-Stämme-Ganz-Israel', zum anderen ist die Landeskonzeption im Buch Numeri so weit, dass auch Gruppen eingeschlossen werden können, die außerhalb der persischen Provinz Yehûd leben. Für diejenigen, die im (längst vergangenen) Exil in Babylonien oder Ägypten leben, ermöglicht der Torabezug eine konstitutive Basis der kollektiven Israel-Identität. Das Projekt bündelt die bereits erfolgten Vorarbeiten zu einer umfassenden These und bereitet damit die Kommentierung des Buches Numeri konzeptionell vor.

Die Klagelieder

Die literarische und theologische Verarbeitung des Untergangs Jerusalems in den Klageliedern und in verwandter Literatur bilden den Schwerpunkt eines Forschungsprojektes zur Komposition der Klagelieder, das sich als Vorarbeit zu einem Kommentarprojekt versteht. Dass die einzelnen Threni nicht gleichursprünglich, sondern nacheinander entstanden sind, dürfte - abgesehen von der Reihenfolge der Entstehung im Einzelnen - weitestgehend zum Forschungskonsens gehören. Wie sie aber aufeinander bezogen sind und miteinander zusammenhängen, ob sie trotz ihrer akrostichischen Form redaktionell aufeinander bezogen wurden, ist bisher in der Forschung nur wenig gefragt worden. Hier richtete sich das Augenmerk vor allem auf die Stellung von Klgl 3. Warum aber sind es gerade fünf Klagelieder? Liegt hier doch eine Analogie zum Pentateuch und zu den fünf Psalmenbüchern vor? An den Klageliedern hat man die Möglichkeit, exemplarisch und ohne die größeren Kontexte im Psalter, das Entstehen einer kleinen Sammlung zu untersuchen. Eine Studie zum Heiligtum in den Klageliedern sowie eine andere zur Überwindung der Gotteskrise in Klgl 3 sind bereits abgeschlossen. (Bisherige Veröffentlichungen im Publikationsverzeichnis Nr. 75.77.78.88).

Biblische Anthropologie in alttestamentlicher Perspektive

Seit Hans Walter Wolffs bahnbrechender Anthropologie des Alten Testaments ist die biblische Anthropologie ein eher vernachlässigtes Themenfeld in der alttestamentlichen Wissenschaft. Insbesondere ist die Verbindung von alt- und neutestamentlicher Anthropologie bisher weitestgehend Neuland. Das Projekt arbeitet an dem Entwurf einer Biblischen Anthropologie in alttestamentlicher Perspektive. Schwerpunkte sind Gottebenbildlichkeit, Geschöpflichkeit und Kreatürlichkeit, Anthropologie und Ethos, Grundwerte, die grundlegende schöpfungstheologische Anthropologie des Buches Ijob, der Zusammenhang von Anthropologie und Soteriologie im Alten/Ersten Testament und das Verhältnis zwischen paulinischer und alttestamentlicher Anthropologie. Einen vertiefenden Schwerpunkt soll die Frage nach dem Zusammenhang von Gottesbild und Menschenbild im AT erfahren. Dazu wird der Forschungsschwerpunkt „Religionsgeschichte“ über das Stichwort „Anthropomorphismus“ mit dem anthropologischen Schwerpunkt vernetzt. (Bisherige Veröffentlichungen im Publikationsverzeichnis Nr. 71.73.80.95.110. 111.112.113).

Pentateuchexegese (Das Buch Numeri)

Durch Teile der Dissertation und vor allem die Habilitationsschrift (Mit Blick auf das Land die Schöpfung erinnern, 2000) ist ein Forschungsschwerpunkt im Bereich der Pentateuchexegese etabliert worden, der seitdem weitergeführt wird. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der methodischen Frage einer diachron reflektierten Synchronie. Das Werden des Pentateuchs als Buch, die literargeschichtliche und erzähltechnische Abgrenzung des Hexateuch-Plots und die Verortung des Deuteronomiums (die Aufsätze im Publikationsverzeichnis Nr. 64.70.72.81.84.86.99 markieren Vorarbeiten). Einen künftigen Schwerpunkt markiert die Arbeit am Buch Numeri (Nr. 14.87.93.117). Mittelfristiges Ziel ist die Kommentierung des Buches Numeri (Herders Biblischer Kommentar).

Religionsgeschichte

Dieser Forschungsschwerpunkt existiert seit der Dissertation zur Göttin Aschera (Aschera und der Ausschließlichkeitsanspruch YHWHs, Publikationsverzeichnis Nr. 21) Er führt die Monotheismusthematik weiter. Zur Göttinnenfrage sind hinzugekommen die Frage nach dem alttestamentlichen Bilderverbot und dem Anthropomorphismus (Publikationsverzeichnis Nr. 47.82.83.85.89.91.92.94.116.119). Einen Schwerpunkt stellt die Erforschung des ikonographischen Symbolsystems und die Frage nach einer Verwendung des Medienbegriffs für die Antike dar (Nr. 99). Teilergebnisse wurden exemplarisch an Kultständern (Nr. 89) und Votiven (Nr. 116.121) sowie in der Herausgabe zweier Sammelbände (Nr. 98.120) dokumentiert.


Abgeschlossene Projekte
  • DFG-Projekt Mischehenfrage im nachexilischen Juda Projekte im Käte Hamburger Kolleg Traditions- und Redaktionsprozesse im Buch Numeri (Mercur UAMR-Projekt)