Die Liturgiewissenschaft gehört seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zum Fächerkanon der Theologie. Ihr Gegenstand ist der Glaube der Kirche, wie er in den verbalen und nonverbalen Elementen der Liturgie zum Ausdruck kommt. Die Liturgiewissenschaft hält bewusst, dass die theologische Beschäftigung mit der Gottesfrage den reinen Diskurs übersteigt. Sie steht für die Überzeugung, dass die Theologie auf das Medium des Rituals angewiesen ist.
Lange Zeit hat sich die Liturgiewissenschaft historischer und philologischer Methoden bedient. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wuchs das Bewusstsein, dass ein Gottesdienst ein vielfältiges Kommunikations- und Handlungsgeschehen darstellt, für dessen Erschließung ein breites Instrumentarium erforderlich ist. Heute wird sowohl innerhalb der Theologie als auch darüber hinaus interdisziplinär gearbeitet. Soziologie, Sprach- und Musikwissenschaften, Kunst sowie die Ritualforschung sind nur einige der Gesprächspartner, welche die Gottesdienstforschung erheblich befruchtet haben. Umgekehrt macht die Ausweitung der Methoden die Liturgiewissenschaft auch außerhalb der Theologie zu einem interessanten Gesprächspartner.
Hier wird deutlich, dass Liturgiewissenschaft mehr zu bieten hat als die Untersuchung und Begleitung innerkirchlicher Abläufe. Mit ihrem breiten Ansatz kann sie die Brücke zu anderen Disziplinen schlagen und die Stimme der Theologie im Konzert der Wissenschaften vernehmbar zu Gehör bringen. Wichtige Anstöße gibt eine ökumenische Zusammenarbeit.
Liturgiewissenschaft ist