Vorlesung
Um jeden Preis!? Wie normative Orientierungen die Welt der Wirtschaft betreffen
Raubbau an der Natur, ökologische Verwüstungen, Ausbeutung, Kinderarbeit und Sklaverei, aber auch Bilanzmanipulationen – Anzeigen zu moralisch verwerflichen Praktiken wirtschaftlicher Akteure fallen jedem:r Zeitungsleser:in tagtäglich ins Auge. Was steckt theoretisch dahinter? Wie lassen sich diese und andere Phänomene ökologischer und sozialer Ausbeutung oder Enteignung erklären, beurteilen und womöglich verändern? Welche wirtschaftsethischen Traditionen können unterschieden werden? Und wie haben sich die Kirchen selbst – gleichsam als „Wirtschaftsakteure“ und Treiber normativer Orientierungen – positioniert? Die Vorlesung bietet einen Überblick über spannungsreiche wirtschaftsethische Standpunkte und über Orientierungen der kirchlichen Sozialverkündigung. Dabei führt sie in unterschiedliche Richtungen der Wirtschafts- und Unternehmensethik ein und legt wirtschaftsethische Argumentationslinien der sozialkatholischen Tradition offen. Studierende der Theologie und anderer Fakultäten, die sich mit wirtschaftsethischen Fragen beschäftigen wollen, sind herzlich willkommen.
Hauptseminar
„Gott, Vaterland, Familie“. Zum Ideologiehintergrund neofaschistischer und radikal rechter Bewegungen
Nicht erst die jüngsten Wahlen in Europa (Italien, Schweden) lassen auf einen erheblichen Zuwachs an Einfluss rechtsextremer Akteure in den politischen Systemen schließen. Vielmehr ist spätestens seit der zweiten Hälfte der 2000er Jahre ein schleichender Bedeutungsgewinn neofaschistischer und radikal rechter Bewegungen in verschiedenen Ländern weltweit zu beobachten – mit jeweils eigenem politischen Hintergrund, eigenen ideologischen Anleihen und Schwerpunkten. Auch die republikanische Partei in den USA mit dem in ihr dominanten Trumpismus ist auf einem Kurs, der viele politische Beobachter:innen beunruhigt. Das Seminar versucht die Ideologien dieser Bewegungen, ihre politischen Bearbeitungsstrategien und ihre normativen Implikationen zu analysieren und die Unterstützer:innen- und Wähler:innengruppen näher in den Blick zu nehmen. Wie groß ist eigentlich die Affinität katholischer und protestantischer Kreise zu radikal rechten Gesinnungen und politischen Bewegungen (etwa in Deutschland und den USA)? Wie werden diese Orientierungen innerhalb der Kirchen gesehen? Und überhaupt: Welche Gründe lassen sich für das Erstarken radikal rechter Orientierungen in demokratischen Gesellschaften ausmachen? Das sind Fragen, denen das Seminar nachgehen will. Studierende der Theologie und anderer Fakultäten sind eingeladen mitzudiskutieren.
Vorlesung
Teil 1 (Modul C): Handelnd glauben und glaubend handeln. Gesellschaftstheoretische Zugänge zu theologisch-sozialethischem Verstehen
Unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen handeln und glauben Christ:innen in (post-) modernen Gesellschaften? Wie lässt sich die plurale Signatur ausdifferenzierter Gesellschaften verstehen? Wie lässt sich mit ihr theologisch-sozialethisch umgehen? Wie können Menschen, die glauben, sich in modernen Gesellschaften verorten, und wie können sie (zusammen mit kirchlichen Akteuren) ihre Glaubenspraxis ausrichten? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, werden in der ersten Hälfte der Vorlesung Gesellschaftstheorien (u. a. die Theorie der funktionalen Differenzierung) vorgestellt, die zu klären helfen, in welcher Gesellschaft sich glaubende und glaubend handelnde Menschen überhaupt vorfinden und in welcher Gesellschaft sie „auf Sendung zu gehen“ bzw. zu guten Lebens- und Entfaltungschancen aller beizutragen beauftragt sind. Neben gesellschaftstheoretischen Zugängen wird auch auf Konzilsdokumente (wie Gaudium et spes) verwiesen und kursorisch auf nachkonziliare Theologien Bezug genommen, die gesellschaftstheoretische Erkenntnisse und die plurale Signatur moderner Gesellschaften verarbeitet haben.
Vorlesung
Teil 2 (Modul D): Maßstäbe gerechten Handelns. Ethische Theorien in Ergänzung und Widerstreit
Im zweiten Teil der Vorlesung werden drei große Ethikstränge vorgestellt: utilitaristische, rechtebasiert-kontraktualistische und essentialistische. Bei sozialethischen Bewertungen wird – je nach Gegenstand oder Kontext – oft auf eine oder mehrere dieser Ethiken zurückgegriffen. Manchmal erzeugen die Maßstäbe gerechten Handelns, die aus diesen Ethiken resultieren, aber auch erhebliche Spannungen – oder schließen sich gar gegenseitig aus. Außerdem: Auf welche „blinden Flecken“ der traditionellen Ethikstränge weisen z.B. feministische und postkoloniale Theorien hin? Und überhaupt: Gibt es eigentlich spezifisch christlich-sozialethische Maßstäbe gerechten Handelns, die nicht einfach „nachgebetete“ normative Maßstäbe einer der drei Ethikstränge wären? Wenn es sie gibt: Was sind solche Maßstäbe, die das Handeln von Menschen, die sich in der Gesellschaft (auch) als Christ:innen verstehen, zu orientieren helfen? Die Vorlesung schlägt eine Schneise ins Dickicht ethischer Theorien und geht dabei einführend auf Essentials der 130-jährigen Tradition katholischer Sozialverkündigung ein.
Hauptseminar
Vielfachkrisen und Krisenbewältigung in sozialethischer Reflexion
Eine gängige wie pauschale Diagnose der Gegenwart ist die der Vielfachkrisen: Krieg, ausstehende Getreidelieferungen und Nahrungsmittelknappheit im Globalen Süden, ökonomische und soziale Verwerfungen infolge der Covid-Pandemie, die Care-Krise sowie die Umwelt- und Klimakatastrophe, die ihre Schatten vorauswerfen, Vertreibung und Flucht, Anfeindungen gegen die Demokratie – hierzulande und weltweit. Politische und zivilgesellschaftliche Akteure wirken überfordert bei der Bearbeitung dieser Krisen. Aber gibt es womöglich Verbindungen zwischen diesen Krisen – vielleicht sogar einen gemeinsamen Nenner? Im Hauptseminar werden zum einen ausgewählte Krisen fokussiert und strukturelle Verbindungen zwischen ihnen aufgezeigt. Zum anderen werden einige besonders einflussreiche ethische Theorien, die in der Sozialethik rezipiert werden, vorgestellt und deren handlungsleitendes Potenzial zur Bearbeitung der Krisen diskutiert. Außerdem wird der Frage nachgegangen, welche normativen Orientierungen zur Krisenbewältigung sich eigentlich aus der sozialethischen Tradition in Erinnerung rufen und aktualisieren lassen?
Studiengang – Crossmediale Glaubenskommunikation
Studientag zum Institutionellen Aufbau der Katholischen Kirche